Nach erfolgreichem Derby: Ralf-Werner König im Alpha-Interview
- Heidel
- 18. Mai 2018
- 3 Min. Lesezeit

Es gilt als das schwierigste Springen der Welt: Beim Deutschen Derby kürzlich in Hamburg hat sich der Haldensleber Springreiter Ralf-Werner König im Weltelite-Starterfeld mehr als nur behauptet. Mit einer großartigen Leistung (8 Fehlerpunkte) beendete er im Sattel von San Franzisco die erste Qualifikation zum Derby-Finale am Sonntag. Die zweite Quali beendete das Paar mit 16 Fehlerpunkten. Ärgerlich: Mit nur einer Platzierung weiter vorn wäre er beim Derby vor Millionen Fernsehzuschauern dabei. Sehr viel mehr als nur ein Trost ist ein fantastischer achter Platz beim Hamburger Speed-Derby am Samstag.
Über seine Eindrücke und kommende Pläne sprach Ralf-Werner König mit dem Alpha-Report.
Alpha-Report: Herr König, wie fühlt es sich an, in Hamburg in eine solche Arena einzureiten?
Ralf-Werner König: Wenn du merkst, dass 25.000 Menschen mitfiebern, dann ist das natürlich Gänsehaut pur. Ein unfassbares Erlebnis. Aber gerade bei einer solchen Prüfung geht nichts über Konzentration. Als wir im Parcours waren, hat sich die Anspannung gelöst. Dann lag der Fokus komplett auf die Hindernisse und die Wege dorthin.
Alpha-Report: Welche Emotion überwiegt bei Ihnen, der Stolz auf das Erreichte oder der Ärger über die Tatsache, dass es ganz, ganz knapp nicht für das Derby-Finale gereicht hat?
Ralf-Werner König: Ich denke, wir können mit unserer Leistung, mit unseren Aufritten insgesamt sehr zufrieden sein. Aber klar ärgert es einen Sportler, wenn man um Haaresbreite den ganz großen Traum verpasst. Aber okay, wir waren am Sonntag zeitig daheim und haben uns das Derby im Fernsehen angeschaut.
Alpha-Report: Wie haben Sie sich auf das Turnier mit den weltbesten Reitsportlern vorbereitet?
Ralf-Werner König: Wir haben im Dezember damit begonnen, San Franzisco Schritt für Schritt auf diesen Höhepunkt vorzubereiten. Natürlich auf mehreren Ebenen. Unter anderem war meine Schwester Jessika mit ihm auf der Galopprennbahn für das Schnelligkeits-Training. Wir haben zudem bei Max-Hilmar Borchert und bei Carsten-Otto Nagel in Wedel verschiedene Einheiten absolviert. Wir hatten im Vorfeld einen Trainingsplan mit einer Mischung aus Belastung und Schonung erarbeitet und umgesetzt.
Alpha-Report: Ein Wort zu San Franzisco.
Ralf-Werner König: Es macht uns besonders stolz, dass er bei uns auf dem Hof aufgezogen und ausgebildet wurde. Carsten-Otto Nagel sagte übrigens, es lohne sich, die Zeit in dieses Pferd zu investieren. Mit sieben, acht Jahren deutete sich an, dass er über ein großes Potenzial verfügt. Mein Bruder Daniel hat ihn ausgebildet und auf Turnieren von Springpferde A bis zur schweren Klasse geritten. Ich habe ihn dann 2014 übernommen. Nach Hamburg hat er erstmal zwei Wochen frei. Aber auch danach schrauben wir sein Pensum herunter, das hat er sich wahrlich verdient.
Alpha-Report: Wo werden wir Sie in den nächsten Wochen erleben?
Ralf-Werner König: Ich werde mit den jungen Pferden unterwegs sein. Wir hoffen natürlich, dass sich hier noch ein zweites Riesentalent herauskristallisiert. Gemeldet haben wir unter anderem in Buch, Uthmöden und Wörmlitz. Danach schauen wir, welche Wettkampf-Zusammenstellung auf unsere Pferde passt.
Alpha-Report: Sie reden oft in Wir-Form. Wie wichtig ist Ihnen das Umfeld?
Ralf-Werner König: Sehr wichtig! Ohne meine Familie, Freunde und Helfer würde das alles nicht funktionieren. Ich bin ihnen auch unendlich dankbar dafür. Wir sind als das Team-König unterwegs. Und ich kann Ihnen versichern, in diesem Team herrscht eine prima Stimmung.
Hintergrund: Vater Werner König ist früher Springen geritten. Mama Elvira kümmert sich liebevoll um den Reiternachwuchs, macht Reiterferien etc. Die Geschwister Daniel und Jessika reiten ebenfalls erfolgreich bis zur S-Klasse.
Ralf-Werner König bildet junge Pferde aus und führt sie Schritt für Schritt an den Turniersport heran: So wie mit dem kleinen Schecken San Francisco, der nur 1,64 Meter groß ist, aber in den Jahren "fliegen" gelernt hat. Beim Derby in Hamburg war die ganze Familie vor Ort.

Nicht zu vergessen Sophia Kuthe, die Pflegerin von San Francisco. Sie kümmert sich liebevoll um ihn, nicht nur füttern und putzen, sondern auch longieren, ausreiten, kraulen, umsorgen, grasen lassen, Seele baumeln lassen. Sodass er auch mental relaxt und ausgeglichen ist. "Sie macht täglich einen tollen Job", heißt es aus dem Familienkreis. Das gelte auch für viele anderen Teammitglieder, aber in Hamburg ganz besonders für Sophia. Spaß steht an oberster Stelle bei den Königs, sie sind für jeden Gaudi zu haben. Ein Beispiel dafür ist das Kaltblutrennen auf der Rennbahn in Magdeburg/Herrenkrug.