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Ein Leben mit Gold und Edelsteinen

Autorenbild: HeidelHeidel

Mit Edelsteinen haben sich Hänsel und Gretel die Taschen vollgesteckt, nachdem sie die böse Hexe besiegten. Edelsteine hat auch Karolin Puppe (29) in ihrer kleinen Werkstatt – nicht in der Schatzkiste wie im Hexenhaus, sondern ordentlich sortiert in einem kleinen Schubkasten-Ordner an der Wand.

Als Gold- und Silberschmiedin weiß sie umzugehen mit all diesen wertvollen Rohstoffen: Diamant, Saphir, Rubin, Smaragd, Perle oder Rosenquarz.

Karolin Puppe ist eine Handwerkerin. Linke Hand ein heißer Bunsenbrenner, rechts eine filigrane Pinzette. In liebevoller Handarbeit lässt sie an der Werkbank märchenhafte Schmuckstücke entstehen. Trauringe, Halsketten, Anhänger, Ohrclips – das kunstgewerbliche Spektrum ist riesig: „Zu mir kommen Leute jeden Alters“, erzählt Karolin, „vom jungen Mann, der seine Freundin überraschen möchte, bis zur reiferen Dame, die ihren alten Schmuck zum Witwenring umgestaltet haben möchte.“

Ihre Werkstatt ist viel mehr als dieses Wort ausdrücken kann – es ist ihr kleines Reich wie eine Operette aus Galerie, Betrieb und Foyer mit rundem Tisch und edlen Stühlen. Hier gibt es die Beratung nicht nur zu den Trauringen bei einer frischen Tasse Kaffee: „Gelbgold ist aktuell sehr gefragt.“ Sie nimmt sich gerne Zeit für solche Gespräche, „schließlich sollen den Leuten meine Ringe auch in 20 oder 50 Jahren noch gefallen.“

Die Goldschmiede steht in Derben (Jerichower Land), ein idyllisches Dörfchen am östlichen Elbufer. Im Sommer 2015 startete sie ihre Selbständigkeit in den Räumen auf dem elterlichen Grundstück, die den Vorfahren einst als Stall dienten. Zusammen mit ihrem Vater Peter hat sie die Arme hochgekrempelt und das Projekt Goldschmiede angepackt. Sogar den Fußboden hat sie mit eigenen Händen verlegt. Peter Puppe ist in der Region als Elektromeister bekannt. Natürlich ist er mächtig stolz auf seine handwerklich begabte Tochter. Vor allem auf das, was sie daraus gemacht hat. Sie sagt: „Ich wollte nie etwas anderes machen. Schmuck hat mich schon immer fasziniert. Ich wollte wissen, wie man Schmuckstücke herstellt.“

Ein Studium in der Richtung Regenerative Energien hat sie abgebrochen: „Das war mir alles viel zu trocken.“ Stattdessen startete sie eine dreieinhalb-jährige Ausbildung in Hermannsburg nahe Celle bei Uhrmacher Völker. Zum Unternehmen gehört auch eine Goldschmiede. „Nach der Ausbildung habe ich auch noch drei Jahre dort gearbeitet.“

Eine ganz besondere Auszeichnung

Doch es zog sie wieder in die Heimat. Der alte Stall hätte keine bessere Zukunft haben können als die Elbgoldschmiede einer talentierten Handwerkerin. Sie lässt sich bei der Gründung vom Technologie- und Gründerzentrum des Jerichower Landes begleiten. Ihr Unternehmenskonzept ist derart überzeugend, dass sie für den Gründerpreis nominiert wird: Sie gehört für das Jahr 2016 zu den sechs Preisträgern. Bei der Auszeichnung in Gommern sagte sie: „Das ist mein Traumberuf seit der Grundschule.“ In Gommern hatte sie auch einen zauberhaften Präsentationsstand zusammengestellt – mit Schmuckstücken aus Gold und Edelsteinen.

Wenn sie morgens ihren Schmuck anlegt, mag sie es dezent, aber hochwertig: "Wichtiger ist mir, dass sich meine Kunden an diesen Dingen erfreuen." Auch deshalb ist sie ständig am Experimentieren. Neueste Nische ist Waldglas.

Waldglas? Es handelt sich um 300 Jahre altes Glas, das sie auf einem Acker in Vorpommern gefunden hat: „Es sieht sehr edel aus und lässt sich mit der richtigen Technik gut verarbeiten.“ Eisenoxide im damaligen Herstellungsprozess haben dafür gesorgt, dass sich dieses Material grün färbte. Hergestellt haben die Menschen solches Glas zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert. Jetzt verhilft Karolin Puppe diesen Schätzen zu neuem Leben.

Wenn die alte Hexe im Knusperhaus davon gewusst hätte…

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