StartFragment

Sie sieht gut aus. Sie riecht gut und sie hat viele Talente: Von Seife ist die Rede. Constanze Militzki aus Burg hat genauso viele Talente. Mindestens. Unter anderem beherrscht sie die Kunst des Seifesiedens.
Sie meint: Naturseifen sind sanfter zur Haut als industriell hergestellte. Noch viel sympathischer wirkt ein solches Produkt, wenn es in hübschen Kunstwerken daherkommt - in Herzform zum Beispiel. Oder wie ein süßes Stück Sahnetorte: "Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das Modellieren drauf hatte", sagt die junge Frau, die sich vor zwei Jahren ganz diesem uralten Handwerk hingegeben hat.
Auf speziellen Kunstmärkten, auf Bastlerbörsen oder Weihnachtsmärkten ist sie das Jahr über unterwegs, um ihre reinlichen Unikate an den Mann und noch viel lieber an die Frau zu bringen. Die Zeit dazwischen verbringt sie in der kleinen Küche beim Herstellen ihrer Seifencreationen, meist vegan, aber immer ökologisch wertvoll: "Weil sie keine Chemie, keine künstlichen Tenside, keine Erdöl und keine Konservierungsstoffe enthalten", erklärt Constanze Militzki.
Arbeit ist ähnlich dem Kuchen backen
Sie sagt auch: "Seife sieden fühlt sich ein bisschen an wie Kuchen backen. Oder wie Pudding kochen. Die Grundmischung ist ganz simpel." Sie spricht von Fetten und Natriumhydroxid. Kokos- und Palmfett sowie Raps- und Olivenöl gehören zu den wichtigsten Bausteinen. In das große Rührgefäß gibt Militzki auch destiliertes Wasser und diverse Düfte. Abgerundet wird diese Masse zum Schluss mit ätherischen Ölen oder Honig oder ...
Anschließend kommt die Masse in eine Form, dort erlebt sie ihre Gelphase und darf sich noch einen Tag ausruhen, ehe das Seifenhäschen aus den Grundformen kleine Kunstwerke gestaltet.
Seifenhäschen: So hat Constanze Militzki ihre Profession genannt. Dieser Name ist angelehnt an eine Burger Familientradition: Der Seifenfabrik an der Brüderstraße. Laut Burger Chronik gründete Johann Carl Buttenberg diesen Betrieb 1850.
1919 übernahm Seifentechniker Ernst Georg Haase die Fabrik und führte sie über den Zweiten Weltkrieg, der Besatzungszeit durch die Rote Armee und die Ära der DDR bis 1961. Danach war Werner Haase letzter Chef im Hause. Als die DDR–Führung die Seifenproduktion untersagt hatte, leitete er das Unternehmen als Wäscherei bis zu Schließung 1990. In der Zwischenzeit ist Haase gestorben, geblieben ist die Hausruine an der Brüderstraße, der Constanze Militzki mit ihrem Freund seit zwei Jahren neues Leben einhaucht: "Ein bisschen lebt die Seifen-Haase-Tradition in ihrem Seifenhäschen fort. Constanze träumt von einem richtigen Seifenladen. Mehr noch: Von einem Seifenmuseum an der Brüderstraße.
Bitte nur natürliche Zutaten
Bei der Herstellung achtet sie auf natürliche Zutaten: "Ich weiß, wovon ich spreche. Meine Haut reagiert allergisch auf verschiedene Inhaltsstoffe." Sie produziert, was die Menschen auf den Märkten nachfragen: "Oft sind vegane Produkte gewollt. Manche Leute wollen Seife völlig ohne Zusätze, weil sie nur diese Variante vertragen." Beides bekommen sie bei Constanze Militzki - in allen bunten Farben, in allen lieblichen Formen.
Erleben durften Constanzes bunte Seifenwelt kürzlich die Teilnehmer des Yoga-Festivals von Primasoul am See in Heyrothsberge.
Natürlich hatte die 28-Jährige auch ein Leben vor der Seife. Studiert an der Theologischen Hochschule in Friedensau bei Möckern im Jerichower Land, arbeitete sie in der sozialen Jugendhilfe. Doch irgendwann war ihr klar, das ist nicht mein Leben bis zur Rente.
Ihr Lebens-Mittelpunkt ist die alten Seifenfabrik an der Brüderstraße. Hier bastelt sie an eine Zukunft, die die Vergangenheit nicht verdrängt - sondern in Ehren hält.
EndFragment