
Wanderritt von Mützel (bei Genthin) nach Lübben im Spreewald: Unsere Reiter haben es geschafft, sie sind in Lübben. Knapp 40 Kilometer haben sie heute hinter sich gebracht, ganze 200 waren es in sechs Tagen.
Kontakt zu den zu Hause gebliebenen halten die Ausgeflogenen hauptsächlich per Whatsapp. Jeden Abend nehmen sie Sprachnachrichten über die einzelnen Etappen auf. Doch heute ist alles anders. Während es sonst strukturierte Berichte gibt, sprechen nun alle wirr durcheinander. Nur Bruchstücke können aufgeschnappt werden. „Autobahnbrücke. Das war aufregend. Cosma war höööö“, sagt Kathrin Schuldt und macht ein Geräusch, das wohl ein Schnauben sein soll. „Gelassen“, sagt Susanne Losekamm. Sidney war gelassen. Randolf Schulze ergreift das Wort, um abrupt das Thema zu wechseln. „Nicht so üppig“, was folgt ist eine recht ausführliche Beschreibung des Frühstücks. Außerdem hält er fest: „Die Pension war gut.“ „Und unfreundlich“, ergänzt Susanne Losekamm. „Ja, unfreundlich“, bestätigt Randolf Schulze.

Grund des Ärgers: Hündin Miss Macy musste im Auto schlafen. „Reiten, ihr sollt über das Reiten reden“, ruft Kathrin Schuldt dazwischen und liefert unmittelbar danach die Erklärung für die seltsame Tageszusammenfassung: „Wir sind alle betrunken.“ Zu Hause macht sich Erleichterung breit, die ersten Wanderreiter des Mützeler Vereins sind nicht verwirrt oder verrückt, sondern nur ein bisschen am Feiern. In Mützel hat man vollstes Verständnis. Wer solch einen Mammutritt so souverän meistert, der hat sich die Party danach redlich verdient. Besonders heute haben die Reiter noch einmal alles gegeben. „Wir sind nass geworden bis auf den Schlüpfer“ fasst Nicole Sturm zusammen. Denn auch im Spreewald hat es viel und lange geregnet. „Reiten, ihr sollt über das Reiten reden“, erinnert Kathrin Schuldt ihre Truppe und nimmt es schließlich selbst in die Hand. Sie erzählt von der großen Autobahnbrücke, über die mussten die Reiter, um auf die andere Seite der A 13 zu kommen. „Lkw von überall, das macht richtig Krach“, sagt Schuldt. „Wir sind so stolz auf unsere Pferde, wie toll sie mittlerweile damit umgehen.“ „Heute war Brückentag“, stimmt Susanne Losekamm zu. Neben der Autobahnbrücke wurden noch eine Eisenbahnbrücke sowie die große Spreewaldbrücke überquert.
Außerdem seien da noch die Brücken gewesen, die man überqueren wollte, deren Zustand das aber nicht erlaubte. Das bedeutete zusätzliche Kilometer und verlorene Zeit. Auch eine große Koppel, die man aus Angst vor wilden Bullen weiträumig umrunden musste, brachte der Truppe einen Umweg ein. Heute Abend spielt das alles keine Rolle mehr. Sie haben es geschafft und feiern ihren Erfolg.

Morgen werden sie von Nancy Gellrich und Uwe Sturm mit Autos und Anhängern nach Hause geholt. Und dann? „Ich wollte eigentlich gar nicht in den Spreewald reiten, ich wollte nach St. Tropez“, sagt Kathrin Schuldt- Und der Rest der Gruppe spitzt interessiert die Ohren. „Mit einem Taxi nach Paris“, sang Felix Deluxe. „Mit Cosma nach Frankreich“, davon redet Kathrin Schuldt schon fast ein Jahr. Vereinsintern galt die Idee bisher als Weinlaune. Doch wer es zur Wanderritt-Premiere in den Spreewald schafft, der kann die Tour de France für Fortgeschrittene ruhig schon mal ins Auge fassen. Für die letzte Whatsapp-Nachricht zitieren alle sieben Wanderreiter ihren Lieblingsspruch: „Alle haben gesagt, das geht nicht. Und dann kam einer, der wusste das nicht, und hat es gemacht.“
Was unsere Wanderreiter auf ihrem Abenteuer bis dahin erlebt haben, könnt ihr hier nachlesen: