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Michaelas Wunderland heißt Himmelblau & Sonnengelb

Autorenbild: HeidelHeidel

Wer ihre Tür öffnet, fühlt sich wie Alice im Wunderland. Michaela Meves-Tauch ist umgeben von einem Blütenmeer in hauchzarten Farben, vom rauhen Ostseewind, der den Bäumen im Herbst die Blätter raubt. Ihr Alltag ist die Poesie der Lebensfreude in der Galerie Himmelblau & Sonnengelb im Elbepark Hermsdorf. Das ist ein Einkaufszentrum am Rande Magdeburgs, gelegen am Verkehrsknoten A14/A2/B1. Die kleine Galerie reißt ihre Besucher per Vollbremsung aus dem Einkaufstrubel in eine entspannte Welt voller Farben, die Michaela Meves-Tauch in einen Bilderrahmen verpacken kann. „Ich male, seit ich denken kann“, sagt die Künstlerin und schiebt diesem Satz ein ansteckendes Lächeln hinterher. Ende des Jahres 2016 ist aus der Hobbykünstlerin eine Unternehmerin geworden. Zuvor bestimmten Pumps, Stiefel, Sandalen und Slipper im Schuhhaus ihren beruflichen Tagesablauf. Jetzt ist aus Pinsel, Leinwand und Schwämmchen ein tagesfüllendes Programm geworden.

Innerhalb des Einkaufszentrums ist sie für diesen Wechsel nur einige Türen weiter in Richtung Süden (gegenüber dem Lasertec) gezogen: „Ich war an einem Punkt, wo ich mich fragte, willst du den Rest deines Lebens mit dem Einsortieren in Schuhregale verbringen?“ Nachdem sie sich diese Frage beantwortet hatte, begann sie mit dem Einrichten ihres kleinen Wunderlands im Elbepark. Ehemann Jens trägt nicht nur diese Entscheidung mit, sondern auch etliche Gipskartonplatten für den Umbau der ehemaligen Büroräume zur Galerie: "Es ist ein wenig verwinkelt, es gibt Ecken und Nischen, damit es auch beim zweiten oder dritten Rundgang noch Neues zu entdecken gibt“, sagt die Malerin, die sich intensiv auf ihre berufliche Selbständigkeit vorbereitet hat – in Österreich.

Die Inspiration aus Österreich

In Linz lebt Friedrich Wurm. Für den Linzer Künstler, der seit vielen Jahren mit seinen Werken auf nationalen und internationalen Kunstmessen vertreten ist, steht die Freude an der Malerei im Vordergrund. Eine seiner Ausstellungen nennt er „Symphonie der Farben“. Als Autodidakt hat er seinen Malstil gefunden. Nicht nur in seiner Galerie, sondern auf nationalen und internationalen Kunstmessen in Europa und in den USA ist er erfolgreich.

Wurm (Jahrgang 1954) ist der Erfinder der paint & smile Maltechnik, die von Franchisepartnern in mehreren Ländern gelehrt wird. Unter anderem von Michaela Meves-Tauch im Hermsdorfer Elbepark. Mit ihrem Mann besuchte sie Friedrich Wurm im vergangenen Jahr in Linz: „Wir haben uns von Anfang an blendend verstanden.“ Auf seiner Internetseite schreibt Wurm: „1994 habe ich begonnen, mich beruflich mit der Malerei zu befassen. Ich habe seither meine persönlichen Malstile entwickelt, die auf großes Echo bei kunstinteressiertem Publikum gestoßen sind.“

Die Philosophie der paint & smile Maltechnik beschreibt Friedrich Wurm so: In jedem Menschen steckt ein Künstler. Es gilt nur, den verborgenen Talenten zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Maltechniken eigenen sich hervorragend, rasch zu einem tollen Resultat zu kommen. Malschüler vermeiden durch die spezielle Maltechnik unnötige Misserfolgserlebnisse. Dadurch werden die Malschüler motiviert, selbständig weiter zu malen und ihren eigenen Stil zu entwickeln. Die Malschüler können über eine Online-Galerie Ihre Werke weltweit zum Verkauf anbieten. Wurm sagt: „Der Verkauf der eigenen Werke ist eine wichtige Triebfeder für die künstlerische Weiterentwicklung.“ Über sich selbst sagt der Künstler: „Solange Himmel noch grün sein dürfen, Wege blau und Wiesen und Felder rot, solange werde ich Lust an der Malerei haben. Der Inhalt meiner Bilder ist nicht die Wiedergabe der Realität, so habe ich wesentlich mehr Freiheit in Farbe und Form. So erreichen Bilder ein hohes Maß an Spannung und der Betrachter hat einen großen Freiraum für die Fantasie“.

Mit dem Freiraum für Fantasie schließt sich der Kreis zu Michaela Meves-Tauchs kleinem Wunderland in Hermsdorf. Über Ziele, Projekte und Träume spricht sie im folgenden Interview mit dem Alpha-Report.

Von der Lebendigkeit der Stille

Alpha: Wann und vor allem wie haben Sie bemerkt, dass Sie in der Lage sind, mit Stift und Pinsel Emotionen auf eine Leinwand zu zaubern?

Michaela Meves-Tauch: Eigentlich habe ich das bereits als Kind bemerkt. Wenn Mama oder Papa mal auf mich böse waren und ich in mein Zimmer geschickt wurde, nutzte ich oft die Zeit mich mit dem Malen zu beschäftigen. Und dann gab's gern mal ein Bild zur Versöhnung.

Aber ich bin natürlich nicht nur zum Malen gekommen, weil ich ständig eine Strafe absitzen musste. Im Grunde war es ja auch gar keine richtige Strafe. Ich war ohnehin ein sehr kreatives Kind, und konnte stundenlang im Malen, Basteln oder Gedichte schreiben versinken. Zu meinem siebten Geburtstag hab ich mir beispielsweise eine Nähmaschine gewünscht, um meine Puppen neu einzukleiden. Und wer weiß, dass diese Nähmaschine ausgerechnet "Michaela" hieß, hat vielleicht sogar mit meiner späteren beruflichen Entscheidung zu tun.

Alpha: Wie viele Bilder mögen seit dieser Zeit entstanden sein?

Michaela Meves-Tauch: Zumindest so viele, dass das eine oder andere Familienmitglied auch heute noch "Frühwerke" von mir wiederfindet.

Alpha: Sind Sie eine perfektionistische Künstlerin? Oder anders gefragt: Sind Sie mit der Fertigstellung eines Bildes auch rundum zufrieden?

Michaela Meves-Tauch: Manchmal bin ich wohl zu perfektionistisch, leider! Ab und an hadere ich unmittelbar nach der Fertigstellung sehr mit meinen Werken. Oft werden sie dann erstmal im Flur platziert - um sie bei jedem Vorbeigehen aufs Neue zu bewerten. Meistens hört das abrupt auf, sobald es mein Mann mit einem "Wow" oder "Toll" entdeckt hat. Nun, ich möchte mich als Künstler nicht von der Beurteilung Anderer abhängig machen, und es ist auch auf keinen Fall so, dass ich eine positives Feedback brauche, um mein Neulingswerk zu akzeptieren: Aber mit dem Wissen, in ihm einen wohlwollenden Kritiker zu haben, bringt mich auch eine negative Beurteilung von ihm kreativ weiter.

Alpha: Mit der Eröffnung der Galerie ist aus der Künstlerin eine künstlerische Unternehmerin geworden. Mehr noch: Eine Kunstlehrerin. Befürchten Sie nicht, dass ein gewisser Kostendruck Ihre kunterbunte Freiheit eintrübt?

Michaela Meves-Tauch: Mir ist ganz sicher bewusst, dass mit der Entscheidung zur künstlerischen Freiberuflichkeit nicht immer nur rosarote Wolken um mich sein werden. Doch dabei zuviel zu fürchten, wäre meiner kreativen Entfaltung nicht gerade zuträglich. Ich betrachte die Sache als einen Versuch im Leben nicht das Beste zu verpassen. Und im Moment genieße ich es einfach, mich mit nichts Anderem, als mit meiner Herzenssache beschäftigen zu dürfen. Und wer kann schon von sich sagen, ständig um sich herum zufriedene, entspannte und glückliche Menschen zu haben. Schon dafür hat sich dieser Schritt gelohnt! Und egal wie sich mein "Geschäft" entwickelt: Reue, es gewagt zu haben, wird es nicht geben.

Alpha: Aus der gelernten Damenmaßschneiderin ist über Umwege die etablierte Kunstmalerin geworden. In wie fern sind beide Talente aus Ihrer Perspektive miteinander verwandt?

Michaela Meves-Tauch: Eigentlich war es eher umgekehrt! Aus der begeisterten jungen Malerin ist die Damenmaßschneiderin geworden. Es sollte eben auf Wunsch der Eltern, wie bei so vielen Kreativen, lieber etwas Handfestes werden. Zur Auswahl bei der Berufsfindung standen Uhrmacher, technischer Zeichner, Keramikmaler und Damenmaßschneider. All das kam meinen Neigungen sehr nahe. Der Hintergrund meiner endgültigen Berufswahl war ein anschließendes Designstudium. Der Verlauf unserer deutschen Geschichte führte mich dann allerdings auf andere Wege. Da ich jedoch für mich die Malerei nie aus den Augen verloren habe, ist alles gut so wie es jetzt ist.

Alpha: Ihre Bilder entstehen mit verschiedenen Maltechniken. Wäre es nicht einfacher, sich auf eine zu konzentrieren? Schließlich haben das die großen Kunstmaler dieser Welt auch getan.

Michaela Meves-Tauch: Zuallererst einmal bin ich weit davon entfernt, mich mit den großen Kunstmalern dieser Welt zu vergleichen. Ganz sicherlich ist es einfacher, sich auf eine Maltechnik zu konzentrieren. Das habe ich ja auch sehr viele Jahre lang gemacht. Die Technik, die dem Betrachter bisher in meinen Ausstellungen begegnet ist, war mein ganz eigener farbiger Realismus. Nun habe ich für mich zufälliger Weise den Herrn Wurm in Linz, mit seinen ganz eigenen Techniken entdeckt. Und zudem war dieser auch noch bereit, mir Einblick in seine Techniken zu gewähren - hätte ich mich diesem Angebot verschließen sollen? Es bringt einen immer vorwärts, wenn man etwas Neues ausprobiert. Und so baue ich nun einiges davon weiter aus, dort wo ich mich persönlich zu Hause fühle. Das heißt natürlich nicht, dass alles was ich zuvor gemacht habe, ab jetzt nicht mehr gut genug ist. Ich habe nun insgesamt ein breiteres Spektrum im Angebot. Es ist sehr interessant, wie der einzelne Kunde oftmals seinen Geschmack begründet, wenn er die Auswahl hat. Auch daraus kann ich lernen. Den Malkursen kommt es sehr zu Gute, dass die neuen Techniken von Herrn Wurm schnell und mit einfachen Mitteln auch "unvorbelasteten" Interessenten zu vermitteln sind. Es ist schön für mich zu sehen, dass jemand der meinte, nichts zu können, am Schluss mit einem Lächeln und einem respektablen Eigenwerk ermutigt nach Hause geht.

Alpha: Ihre Werke versprühen eine gewissen Lebendigkeit in der Stille, obwohl wenige Lebewesen zu erkennen sind. Es scheint, Sie mögen keine Gesichter auf Ihren Leinwänden.

Michaela Meves-Tauch: Ja, unsere Natur spiegelt auch am meisten Lebendigkeit, wenn man ihr in Stille zuhört. In meinen Bildern male ich mich oft dorthin, wo ich in diesem Moment gern wäre. Das erklärt auch die Farbigkeit und die Motivauswahl meiner Werke. Dort bin ich dann natürlich am liebsten ungestört mittendrin. Vom dem einen oder anderen hier lebenden Tier lasse ich mich gern freudig überraschen: So wie ich das manchmal mit den Rehen in meinem Garten erlebe. Jedoch mag ich mich in meinem Genuss nicht durch Emotionen anderer Menschen stören lassen. Deshalb gibt es meist keine Menschen auf diesen Bildern, oder Menschen ohne Gesichter. Auch möchte ich auf diese Weise dem Betrachter die Freiheit gewähren, sich mit seinen ganz eigenen Emotionen auf mein Werk ein- und vielleicht sogar in ihm niederzulassen.

Alpha: Himmelblau & Sonnengelb lautet der Name ihre Galerie. Wie sind Sie auf diesen Namen gekommen und welche Gedanken stecken dahinter?

Michaela Meves-Tauch: Da sind wir schon wieder bei der Farbigkeit meiner Bilder. In meiner langjährigen Technik sind meine Himmel oftmals blau, und man findet Licht und Sonne im Bild. Ich bin niemand, der seine Seele beim Malen nach außen kehrt. Mit den Farben male ich eher die gute Laune in mich hinein. Ich hatte zuvor auch schon meine letzten Ausstellungen "Himmelblau & Sonnengelb" genannt - nun auch meine Galerie, weil es zu mir und meinen Bilden passt. Und ich denke, dass diese Farb- und auch Wortkombination niemanden traurig werden lässt. Wohlgefühl, Freizeitstimmung und gute Laune soll man mit meiner kleinen Galerie assoziieren.

Alpha: Sie waren bei Friedrich Wurm in Linz, er ist der Schöpfer der paint & smile Idee. Inwieweit hat diese Begegnung Ihre Sicht auf die Malerei und die Menschen verändert?

Michaela Meves-Tauch: Malerei spielt sich aus meiner Sicht oftmals im Stillen und Verborgenen ab. Ob nun beim großen Künstler oder beim kleinen Hobbymaler. Eine "kleine Bühne" bekommt sie meist erst nach Vollendung, wenn sie einem kleinen kunstinteressierten Publikum präsentiert wird. Das Konzept von "paint and smile" macht Malerei öffentlich und für jedermann zugänglich. Man malt unter persönlicher Anleitung seines Malcoaches und zugleich in kleinen Gruppen zusammen. Es bietet sich also neben privater Atmosphäre auch die Möglichkeit des Austausches - und somit auch die Chance, neue Facetten seiner Kreativität zu entdecken. Das ist das Schöne daran.

Die Begegnung mit Herrn Wurm war für mich in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung. Nicht nur dass er ein erfahrener Künstler ist, von dem es viel zu lernen gibt - er ist auch ein umgänglicher und sehr angenehmer Zeitgenosse. Er ermöglicht es einem, durch seine offene Art, ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Das hat tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Die Ausbildung in Linz war zwar von hoher Intensität, aber zugleich auch von Freude und Humor geprägt. Und so hab ich mich relativ schnell als Teil seiner Idee gesehen. Bis dahin tangierte mich der Glaube "von Kunst kann man nicht leben". Deshalb gab es für meine Kunst auch immer nur ein "Nebenher". Seine Person war für mich der lebende Beweis, dass es sehrwohl funktionieren kann. Man muss nur auf sein Herz hören und dann voll und ganz dazu bereit sein. Und so fand ich es nun für mich an der Zeit all meinen Mut zusammen zunehmen und den Schritt in die eigene künstlerische Freiberuflichkeit zu wagen. Und nun bin ich gespannt, was da so alles auf mich zukommt und wer mir dabei begegnet.

Alpha: In Ihrer Galerie bieten Sie Malkurse in verschiedenen Varianten für Jedermann. Also auch für Menschen, die völlig untalentiert sind. Welches Geheimnis steckt dahinter? Schließlich gibt es Leute, die nichtmal ein Strichmännchen aufs Papier bringen.

Michaela Meves-Tauch: Vielleicht liegt das Geheimnis ja darin, dass die Idee von "paint and smile" dem kreativen Gehirn eines Autodidakten entsprungen ist; der in der Vergangenheit auch für sich selbst einen eigenen, sehr erfolreichen, Malstil erfunden hat.

Die Philosophie des Unternehmens besteht darin, interessierten Menschen zu vermitteln, dass in jedem Menschen ein Künstler steckt. Niemand ist völlig untalentiert! Wie oft wird Kreativität und Talent, manchmal auch völlig unbewusst, bereits in jungen Jahren im Keim erstickt?! Es wartet nur auf jemanden, der in der Tiefe nach ihm gräbt und es nährt. Wir Malcoaches von "paint and smile" verhelfen den verborgenen Talenten zum Durchbruch. Die von Herrn Wurm entwickelten Maltechniken sind hervorragend dazu geeignet, schnell zu einem respektablen Resultat zu gelangen. Ganz egal, ob man nun vorher Strichmännchen malen kann oder nicht. Unnötige Misserfolge werden durch diese Techniken vermieden. Die Entdeckung der eigenen Kreativität und die Freude am Erfolg ermutigen dazu, sich weiter auszuprobieren. Für mich war es sehr überraschend zu sehen, dass oft gerade malerisch ganz unvorbelastete Menschen die schönsten Bilder auf die Leinwand bringen. Aber ob nun Vorkenntnisse oder nicht, wie schon erwähnt habe ich noch keinen Kursteilnehmer unzufrieden und ohne ein Lächeln im Gesicht aus dem Kurs gehen sehen.

Es ist sehr schön, bereits in dem ersten Monat nach Eröffnung meiner Galerie, doch so regen Zuspruch erfahren zu haben. Das sagt mir, dass die Kreativen unserer Region etwas Ähnliches vermisst haben. Und ich freue mich darauf, jeden einzelnen Kursteilnehmer ganz persönlich und individuell anzuleiten, weil die Malerei meine Herzenssache ist.

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