
Gestatten, Manuel Wichmann! Das ist sein Name im richtigen Leben. Doch unser drittes Jahrtausend ist nicht die Spielwiese von Angelo, dem Wanderbarden. So nennt sich der Musiker, wenn er 600 Jahre vor unserer Zeit unterwegs ist. Er trägt sein buntes Gewand aus Leinen und spitze Narrenschuhe mit Glöckchen, wenn er sich die Bauchtrommel zum Musizieren umbindet: "Dann bin ich der Spielmann aus dem Mittelalter", sagt der 41-jährige Darsteller. Als Dumdidelei Zweierlei erlebte ihn das Publikum im Juli 2016 beim Klosterfest in Jerichow. Er spielt seine Bauchtrommel, mal hämmernd, und dann wieder gestreichelt. Und für das nächste Lied hat er sich schon die Laute umgehängt. Manuel, oder besser Angelo, ist kein Mann der leisen Töne: "Wollt ihr noch eins..?", schreit er ins Publikum. Und weiß genau, ein lautes und langes Jaaa kommt zurück. In Jerichow spielt er mit Kumpel Maximilian Ploetz, der seine Marktsackpfeife spielend beherrscht (aber nicht so viel reden mag wie Angelo). Wichmann sagt: "Dumdidelei sind mit Rudolfo und Alya vier Musiker. Um den Aufwand ein ganzes Wochenende mit vier Musikern zu betreiben, reicht die Gage in Jerichow allerdings nicht aus."


Angelo und Maximilian brauchen für ihre Lieder keine Bühne. Sie bewegen sich zwischen den Besuchern: "Ich mag es, mit den Menschen zu agieren", sagt Angelo. Er hat das Talent, die Wunschmusik seines Publikums zu spielen, noch bevor er es befragt hat. Wenn einer AC/DC hören will, bekommt er "Highway To Hell" mit Gesang und Solo auf der Laute als E-Gitarrenersatz. Angelo hat noch ein weiteres Talent, er kann über seine eigenen Scherze lachen.

Sein Leben beschreibt er so: "Ich wandere von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land und singe mit starker und ausgeprägter Stimme die alten Gassenhauer. Ich liebe das historisch-romantische Liedgut des Mittelalters." Mittlerweile spielt er seine historische Rolle nicht nur, er lebt sie auch. Ähnlich wie Angelo war Manuel häufig auf Wanderschaft. In Berlin ist er aufgewachsen, aber "dieses miefige Stadtleben hat mich nie interessiert." Über Templin in der Uckermark zog es ihn schließlich nach Prenzlau: "Ich lebe dort ziemlich authentisch in einem alten Wieck-Haus an der Stadtmauer. Das ist mein Paradies. Ich ziehe mir gern auch im Alltag die Gewandung an und koche über dem offenen Feuer." Für ihn ist das Mittelalter kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung.
Angesteckt hat er sich mit dem Mittelalter-Virus vor gut zehn Jahren in seiner damaligen Heimat Berlin-Spandau: "Ich hatte die Großstadt so satt, als ich auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt einen Barden traf, der mich in die Szene holte."
Doch ganz und gar kann er sich nicht vom dritten Jahrtausend lösen. In Templin unterrichtet Manuel Wichmann als Grundschullehrer in Teilzeit das Fach Musik. Er ist Musikproduzent, spielt Dudelsack, Laute, sämtliche Trommeln, Gitarre und Klavier. Ein Allround-Musiker mit solider Ausbildung. Doch sein Leben, seine Leidenschaft ist das mystische Mittelalter, wo sich Manuel in Angelo verwandelt: "An Christi Himmelfahrt ziehe ich mit meiner Laute durch die Uckermark und singe meine Lieder. Ihr glaubt nicht, wie vielen Menschen man auf solchen Touren begegnet und kennenlernt."

Gestatten, Angelo der Wanderbarde!
Er macht jedes Mittelalter-Spektakel noch ein wenig authentischer. Mehr Infos unter www.angelo-derwanderbarde.de